Irm Schoffers (1927 – 2008)

Irm Schoffers Arbeit ist eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem fotografischen Experiment, ihr eigentliches Versuchsfeld ist die Dunkelkammer. Ausgangspunkt ihrer unablässigen Suche nach neuen Ausdrucksformen sind vorhandene, realitätsnahe Fotografien mit durchaus profanen Motiven, die sie weiterentwickelt oder umgestaltet. Die diffizile grafische Verfremdung demonstriert die in der Materialität des Mediums liegenden Ausdrucksweisen (Überblendung, Solarisation, Umkopierung, Relieftechnik) auf vielfältige Art. Mit vergleichsweise einfachen Mitteln, wie Spiegelungen, schafft sie gegenstandslos wirkende, räumliche Strukturen, die traditionelle Sehgewohnheiten irritieren. Vor allem mit ihren auf direktem Wege, d. h. ohne Einsatz der Kamera belichteten Alltagsgegenständen, erzeugt sie visuelle Innovationen. An die Grenzen der Fotografie stoßen ihre polarisierten kristallinen Farbfotogramme, deren Oberflächenformationen an mikroskopische Vergrößerungen erinnern.

„Selbstbildnis im Spiegel“ (1959)

Die gebürtige Frankfurterin kam über ihre medizinisch-technische Ausbildung bereits in den späten 1940er Jahren mit der Dunkelkammerarbeit in Kontakt, die sie sofort faszinierte. Doch erst zehn Jahre später entschloss sie sich Fotografin zu werden, holte dann aber in Riesenschritten alles nach. Bedeutsam für Irm Schoffers Entwicklung wurde die Bekanntschaft und spätere Lebenspartnerschaft mit der Fotopionierin Marta Hoepffner, deren eigenwillige und experimentelle Bildarrangements sie stark beeinflussten. Irm Schoffers absolvierte die zweijährige Ausbildung an der bekannten Foto-Privatschule Marta Hoepffners in Hofheim, deren schulisches Konzept die Verbindung künstlerischer und handwerklicher Fähigkeiten propagierte. Anschließend verblieb sie an der Schule, die 1971 ihren Sitz nach Kressbronn verlegte, bis zur Schließung 1975. Als Lehrkraft und Teilhaberin ergänzte sie den Unterricht um neue fotografische Techniken sowie die Schmalfilmgestaltung mit Licht- und Tonexperimenten.

Irm Schoffers lebte seit 1971 in Kressbronn am Bodensee. Zu ihrem 60. Geburtstag widmete ihr die Kulturgemeinschaft Kressbronn einen Ausstellungskatalog, die Galerie Lände (heute Kunstmuseum Lände) widmete ihr mehrere Ausstellungen, zuletzt 2012 eine Gedächtnisschau mit Werken auch von Marta Hoepffner.

Autorin: Dorothea Cremer-Schacht

„Konfrontation“ (1967), gespiegelte Farbfotografik

„Gläser“ (1959), maskierter Color-Diapositivabzug, solarisiert

„Zentrale Phasen (Variation II)“ (1976), Farbfotogramm mit Farbfolienmontage

„Rhytmischer Raum“ (1967), gespiegelte Fotomontage