Schattenspringer

Spielarten des Holzschnitts im 20. und 21. Jahrhundert

29.06. – 24.08.25

Mit der Ausstellung Schattenspringer lädt das Kunstmuseum ein zu einer eindrucksvollen Reise durch ein Jahrhundert künstlerischer Auseinandersetzung mit dem Holzschnitt. Sie vereint rund einhundert Jahre druckgrafischer Meisterschaft aus der Sammlung des Kunstmuseum Lände und des Brandenburgischen Landesmuseums für moderne Kunst (BLMK). Gezeigt wird eine beeindruckende Vielfalt an Ausdrucksformen, Stilen und Sujets, die die ungebrochene Faszination für diese traditionsreiche Technik bezeugen.

Der thematische und motivische Reichtum der Werke reicht vom eindringlichen Selbstporträt über zwischenmenschliche Szenen, Alltag und Arbeit, bis hin zu religiösen und mythologischen Darstellungen. Daneben finden sich klassische Stillleben, weite Landschaften, urbane Veduten und freie abstrakte Kompositionen. Diese Vielfalt verweist auf die außerordentliche Wandlungsfähigkeit des Holzschnitts – sowohl im Dienste erzählerischer Bildwelten als auch als autonomes, formbetontes Ausdrucksmittel.

Seit seiner europäischen Verbreitung im 14. Jahrhundert hat der Holzschnitt tiefgreifende gesellschaftliche und mediale Veränderungen angestoßen. Als erstes reproduzierbares Bildmedium ermöglichte er eine visuelle Teilhabe an der Welt und trug maßgeblich zur Entwicklung einer neuen Bildkultur bei. In der Verbindung von Zeugnis und Imagination eröffnet der Holzschnitt – damals wie heute – Räume des Sehens, Verstehens und künstlerischen Forschens.

Stilistisch spannt die Ausstellung einen Bogen von mittelalterlich inspirierter Formensprache über die dekorativ-fließenden Linien des Jugendstils bis hin zu den radikalen Formzerlegungen des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit. Besonders hervorzuheben sind die kraftvollen Arbeiten der 1920er und 1930er Jahre, die mit drastischer Kontrastführung und kantiger Linienführung eindrucksvolle Bildwelten erschaffen. Auch die Einflüsse des Bauhauses und konstruktivistischer Tendenzen sind in zahlreichen Arbeiten nachvollziehbar – ebenso wie zeitgenössische Positionen, die die Möglichkeiten des Holzschnitts mit aktuellen Fragestellungen verknüpfen.

Verbindendes Element der ausgestellten Werke ist die Technik selbst: der Holzschnitt als Hochdruckverfahren. Hierbei werden Bildmotive mit Messer, Stichel und Hohleisen in die Holzplatte geschnitten. Die erhabenen Partien werden eingefärbt und auf Papier gedruckt – ein handwerklich anspruchsvoller Prozess, der jede einzelne Arbeit zu einem Unikat macht. Aufgrund seiner langen Tradition, technischen Raffinesse und kulturellen Bedeutung zählt der Holzschnitt heute zum immateriellen Kulturerbe in Deutschland.

Die Ausstellung beleuchtet diese künstlerische Technik nicht nur als historisches Verfahren, sondern als lebendige Ausdrucksform. Jenseits thematischer Einengungen eröffnet sie ein kaleidoskopisches Panorama ästhetischer Möglichkeiten und individueller Zugänge. Entlang des Mediums Holzschnitt entfaltet sich ein eindrucksvolles Spektrum grafischer Positionen – ernst, verspielt, politisch, poetisch.

Schattenspringer zeigt Werke folgender Künstler:

Arthur Ahnert, Gerhard Altenbourg, Grit Anton, Benjamin Badock, Franca Bartholomäi, Andrzej Bobrowski, Peter August Böckstiegel, Marianne Britze, Jan Brokof, Gudrun Brüne, Hermann Bruse, Conrad Felixmüller, Petra Flemming, Helmut Gebhardt, Ryszard Gieryszewski, HAP Grieshaber, Sella Hasse, Walter Heinrich, Hannah Höch, Eugen Hoffmann, Werner Hofmann, Christa Jahr, Hans Jüchser, Ingo Kirchner, Käthe Kollwitz, Thea Kowař, Rolf Kuhrt, Reinhold Langner, Maria Laufer-Herbst, Heide-Marlies Lautenschläger, Kurt Magritz, Frans Masereel, Wolfgang Mattheuer, Gerhard Kurt Müller, Detlef Moosdorf, Franziska Neubert, Walek Neumann, Siegfried Otto-Hüttengrund, Caroline Pinger, Hans Pistorius, Lothar Rericha, Wilhelm Rudolph, Eckehardt Ruthenberg, Karin Sakrowski, Herbert Sandberg, Werner Schinko, Gustav Schmidt, Fritz Schulze, Michael Schultze, Helena Scigala, Erik Seidel, Herbert Seidel, Heinz Tetzner, Karl Völker, Christoph Voll, Hans-Georg Wagner, Christine Wahl, Werner Wittig