Unwegsames Gelände

Madeleine Heublein

19.09. – 12.10.25

Im Mittelpunkt des künstlerischen Schaffens von Madeleine Heublein steht Malerei und Druckgrafik in der gesamten Bandbreite ihrer Ausdrucksmöglichkeiten. Mit ihren Bildern spürt sie der Komplexität und Widersprüchlichkeit menschlicher Existenz nach. Ihr zentrales Thema ist der Mensch in den Ungewissheiten seines Daseins, Leben verstanden als ein Gehen ins Unbegrenzte. Madeleine Heubleins Arbeitsweise beruht dabei weniger auf einem analytisch-synthetischen Kunstverständnis, sie betrachtet das Darzustellende nicht aus der Distanz, vielmehr vertraut sie dem individuellem Empfinden, dem persönlichen Erleben. Die künstlerische Subjektivität ist für sie Voraussetzung ihres Schaffens.

Madeleine Heublein arbeitet in zyklischen Folgen, behält Probleme über lange Zeit in Blick, kreist sie ein, sie zu verdichten. Es geht ihr um Ambivalenzen, um Zwischentöne. Ihre Arbeiten wachsen aus inneren Auseinandersetzungen, sie sind suchend auch dann noch, wenn sie sich unmissverständlich äußern. Und die Künstlerin wagt sich weit vor, spricht aus, was viel zu oft unter den Oberflächen versteckt wird. In einer Zeit, in der alle Sinngebungen sich allmählich in der Beliebigkeit medialer Unterhaltungen aufzulösen beginnen, Körper und Dinge gleichermaßen unter die Mechanismen des Marktes gezwungen werden, hält sie am Sinn fest, sucht, fragt nach. Hier kann man sie auch der viel umstrittenen Leipziger Kunst zuordnen, allerdings nur, wenn der Begriff nicht auf formale Stileigenheiten eingeengt wird, sondern man diese suchende und fragende Welthaltung ins Zentrum stellt, die Geschichte und Tradition nicht leugnet. Madeleine Heublein geht es um den Körper, um die in ihn gespeicherten Erfahrungen, seine Bandagen, Verletzungen, bis hin zu seinem drohenden Verschwinden. […] Die Künstlerin spürt Grenzsituationen auf, wobei sie nicht moralisiert, Fragen von Schuld und Strafe haben keine Bedeutung. Ihr geht es darum zu verstehen, zu begreifen, was uns umtreibt, wo sich die Verletzungen eingenistet haben. Dabei hat sie sich ein ganz eigenes Formenreservoir erarbeitet, das sie nicht wie ein einmal gefundenes Kleid den Problemen überstülpt, sondern die Fragestellungen immer wieder neu aus den formalen Zusammenhängen wachsen lässt, was sie vor plakativer Überzeichnung und Routine schützt.
Dr. Ina Gille

Madeleine Heublein wurde 1963 in Leipzig geboren. Dort arbeitet sie seit1992 als freischaffende Künstlerin. Mit ihren Arbeiten ist sie in wichtigen Sammlungen vertreten, u. a. Deutsches Buch- und Schriftmuseum in der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig, Dommuseum Hildesheim, Letter Stiftung Köln, Museum der bildenden Künste Leipzig, Österreichische Nationalbibliothek Wien, Städtische Kunstsammlung Albstadt, Vorarlberger Landesbibliothek Bregenz, Westfälisches Landesmuseum Münster und im Kunstmuseum Lände.